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#34 | Realität vs Photoshop

An Pfingsten war ich in der #Provence und bin auch auf das Hochplateau von #Valensole gefahren, um die #Lavendelfelder zu sehen und zu fotografieren. Seit Jahren schaue ich mir diese tollen Fotos an und wollte auch irgendwann dorthin, um mit eigenen Augen dieses herrliche Fleckchen Erde zu sehen. Dieses Jahr hat es nun endlich geklappt! Leider war ich noch zu früh im Jahr dran, denn der #Lavendel war noch nicht in vollster Blüte. Die Farbe war schon zu sehen, aber die langgezogenenen Felder waren leider noch nicht diese buschigen satt-lila-farbenen Streifen, wie ich es mir erhofft hatte.


Auf meiner ersten Tour entlang einer Route de la lavande fuhr ich gleich an sicher dem bekanntesten Fotospot der Lavendel-Felder vorbei. Ich parkte auf dem direkt dort befindlichen Parkplatz und betrachtete die Szenerie ausgiebig, atmete den Duft des Lavendels ein und ließ das alles auf mich wirken. Und wurde gewahr, dass die Realität nicht mit den Fotos mithalten kann, die ich so häufig von dieser location in den bekannten Foto-Communities gesehen habe!



Denn am Horitzont zog eine Stromleitung durchs "Bild", die ich so nicht kannte. Nicht das erste Mal, dass mir diese überirdischen Leitungen aus ästhetischen und fotografischen Gründen missfielen. Doch hier wurde mir bewusst, dass anscheinend die überiwegende Mehrheit der ambitionierten Hobby- und der Profifotografen diese Stromleitungen und -masten aus ihren Bildern #wegretuschieren.


Bildbearbeitung

Die digitale #Nachbearbeitung gehört für mich ganz klar zu meiner Fotoroutine. Sie muss es auch, da ich im Raw-Format fotografiere. Denn unbearbeitet, sehen Bilder im Raw-Format fade aus. Und wir dürfe nicht vergessen: jedes Foto, dass uns das Display anzeigt, egal ob an der teuren Vollformat-Spiegelreflex-Kamera oder auf dem handy, ist ein vom Hersteller bereits automatisch "bearbeitetes" Foto. Jede Firma, hat einene etwas anderen Bearbeitunsstil, aber alle Bilder sind bzgl. Kontrasten, Farben etc. von den Kamera-Algorithmen bereits bearbeitet. Wenn man die Fotografie ernsthafter betreibt, kommt man unweigerlich an den Punkt, ab dem man diese Bearbeitung selber steuern und nicht (mehr) aus der Hand geben will. Und das ist ja auch nichts schlechtes. Anfangs haben wir alle sicherlich die Regler mal zu weit nach rechts geschoben. Doch mit der Zeit lernen wir, dass weniger Mehr ist. Und ganz versierte können mit der Bildbearbeitung auch ihren eigenen Bildlook entwickeln. So kann der geneigte Betrachter schon auf den ersten Blick erkennen, dass dieses Bild von dem Fotografen XY sein muss.




Ich selber benutze kein Photoshop. Und doch: auch ich bearbeite und "optimiere" meine Bilder. Und da fängt auch die Crux an: wieviel ist "erlaubt"? Wer sagt, was erlaubt ist und was nicht? Ab wann ist zu viel Bearbeitung Betrug? Oder ist es gar kein Betrug, wenn man sich die Abbildungen so schön wie möglich macht? Sollte man stark retuschierte Bilder als solche kennzeichnen? Und wenn ja, ab welchem Grad der Bearbeitung?


Es gibt sicher Dinge, da würde ich erwarten, dass die Mehrheit der Betrachter so denkt, wie ich: Models die Augen vergrößern, die Lippen digital aufspritzen, den Busen vergrößern, die Taille verschmälern, die Haut stark glätten, das sind doch sicher alles digitale Photoshop-Eingriffe, die "man" nicht gutheißen kann. Oder doch? Die sozialen Medien sind voll von solchen Bildern, und sie bekommen viel Aufmerksamkeit. Meine pubertierenden Töchter nutzen gerne die Filter ihrer Apps, um ihrer altersgemäß etwas pickelige Haut glatt zu bekommen. Und neulich zeigte das Projekt Selfie Harm vom Fotografen Rankin, wie weit junge Menschen gehen, wenn sie ihr eigenes Portrait "optimieren" können (erschreckend weit, finde ich).




Und diese Optimierung ist längst nicht nur auf Abbildungen von Menschen beschränkt. Auch Landschaften werden gepimpt: Getreu Pipis Lied: "Ich mach mir die Welt, wiedewiedewiesie mir gefällt!" Und auch hier: die Spannbreite ist riesig. Es fängt damit an, einen störenden Pfahl in der Landschaft zu entfernen. In mühevoller Kleinstarbeit, kann gar der Absperrzaun vor dem Berliner Reichtstagsgebäude wegretuschiert werden. Und das obere Ende der Fahnenstange sind composings, wo nichts mehr zeitgleich am selben Ort war: Der Himmel von vor 2 Jahren am Ort A wird über die Landschaftsaufnahme von heute des Ortes B geshoppt. Ist es schlecht ausgeführt, so sieht man es schnell, doch viele Bildbearbeiter sind sehr versiert im Umgang mit den digitalen Möglichkeiten, und so muss man schon sehr genau hinsehen, wenn man erkennen möchte, ob das Landschaftsbild so wirklich zu sehen war oder zusammengesetzt ist.


Und die Moral von diesem blogpost?

Tja, ich fürchte es gibt keine. Zumindest keine ganz einache, klare Botschaft. Der Geist ist aus der Flasche, den bekommen wir da nicht mehr rein. Also müssen wir lernen, mit ihm zu leben. Damit umzugehen. Wenn wir selber Fotos bearbeiten, sollten wir uns immer wieder kritisch hiterfragen: warum habe ich diesen oder jenen Bearbeitungsschritt gemacht? Braucht es diese Bearbeitung wirklich? Wie ändert sich das Bild bzw. die Bildaussage, wenn ich den Bearbeitunsschritt nicht mache? Was will ich mit meinen Fotos ausdrücken, was ist mir wirklich, mit welchem Bildstil möchte ich in Verbindung gebracht werden?

Und als Betrachter sollten wir immer wissen: es ist nicht alles echt, was so schön aussieht. Vielleicht eher: gerade weil es so schön aussieht, ist vorsicht geboten: ist so schön, vielleicht zu schön, um wahr zu sein? Je schöner und perfekter das Bild, desto größer die Chance, dass es manipuliert/optimiert/verändert/gepimpt/dem Ideal angeglichen wurde.


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alle Bilder wurden mit einer Nikon D7500 aufgenommen. Als Objektive habe ich entweder das Tamron SP 70-200 f2,8 Di VC USD G2 oder das Nikkor AF-S DX 1:3,5-4,5 G ED benutzt.



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